Der ukrainische Präsident
ist der totale Gegensatz zu antisemitischen Klischees
3. März 2022. Er ist 44 und stammt aus einer jüdischen Familie. Vor knapp drei Jahren wurde der ursprüngliche Schauspieler und Regisseur zum Präsidenten der Ukraine gewählt. Seit dem 24. Februar 2022 ist Wolodymyr Selenskyi der Held des ukrainischen Widerstands im existenziellen Krieg gegen Putins mächtige Militärmacht.
Für mich ist dieser großartige Mann auch die Symbolfigur des neuzeitlichen Judentums. Stolz, furchtlos und entschlossen. Der totale Gegensatz zu antisemitischen Klischees über uns Juden. Der ukrainische Patriot erinnert mich an die leidenschaftlichen und mutigen Widerstandskämpfer im Aufstand des Warschauer Ghettos (19.April bis 16.5.1943) und an die unvergesslichen Symbolfiguren in der 74-jährigenGeschichte des Staates Israel.
Dabei muss ich aber auch an die Staaten und Politiker denken, die sowohl dem Holocaust als auch den bedrohlichen Verteidigungs-kriegen der jüdischen Situation gleichgültig ohne erhoffter Intervention zugeschaut haben. Das ist in dieser gefährlichen Krise nicht viel anders. Mal abgesehen von den (lobenswerten) Sanktionen sowie den relativ spärlichen und viel zu späten Waffenlieferungen. Die pathetischen Reden vieler westlicher Politiker bewerte ich als verbales Alibi ohne verbindliche Bedeutung.
Die berechtigte Angst vor einem kontinentalen Konflikt ist wahrhaftig keine Entschuldigung für die Versäumnisse der Vergangenheit. Was haben Europa und auch die USA präventiv gegen die absehbaren Folgen nach der Annexion der Krim 2014 getan? Die eindeutigen Risiken wurden ebenso ignoriert wie die jetzt verzweifelten Appelle des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der trotz Morddrohungen weiter vor Ort um das Überleben seines Landes kämpft.
Das gilt ebenso für Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, der sich als vermögender Box-Weltmeister ein unbeschwertes zum Beispiel in den USA leisten könnte.
